C.G. Hirschhorner Ritter 1967 e.V.
C.G. Hirschhorner Ritter 1967 e.V.

Löwen; Tiger und Spätzle mit Soss

Samstagmorgen, der letzte Hirschhorner Hahn hatte gerade ausgekräht, da trafen sich ca. 60 hochmotivierte kleine und große „Ritter“ zum diesjährigen Vereinsausflug.
Der Letzte lag bereits zwei Jahre in der Vergangenheit. Was auch immer sich damals auf dem Frankfurter Flughafen bzw. anschließend in den Äppelwoikneipen Sachsenhausen’s sich Schlimmes ereignete. Es war vermutlich ausschlaggebend dafür, das die Orgaleitung für den diesjährigen Ausflug entschied, die Reisenden in einen ehemaligen JVA Gefangentransporter nach Stuttgart zu fahren. 
Ja Stuttgart war das diesjährige Ziel. Die Stadt in der der erste Fernsehturm das Licht der Welt erblickte und Bahnhöfe im Untergrund verbuddelt werden. Um die zahlreichen Reisenden sowie das umfangreich vorhandene Expeditionsgepäck in Form von diversen Getränken und Backwerk vollständig unterzubringen, hatte man anstatt eines Reisebusses   einen Linienbus zum Transport bestellt. Für jeden Insassen war eine eigens an der Decke montierte Überwachungskamera im Bus angebracht worden. Es war klar warum. An Bord konnte man diverse zwielichtige Gestalten wahrnehmen, welche sich bevorzugt zu Jahresbeginn in abstrakte Gewänder zwängen und in überlangen Bühnenritualen, alljährlich, nichtdemokratische Anführer wählen. 
Die Überwachungsausstattung im Bus überzeugte dann jedoch auch sehr schnell die zahlreich erschienen Eltern von der Sicherheit Ihrer „Wonneproppen und Minigardisten etc.“Und so ging es dann auch schon los. Dem Neckar entlang vorbei an dem neuen Verkehrskreisel in Gundelsheim in Richtung Autobahnkreuz Heilbronn. Die ersten Kinder begannen mit Buntstiften die hübschen Motive in den Sitzbezügen schön auszumalen.
 
Die Sonne stand noch lange nicht im Zenit da wurde es im Bus zunehmend warm. Während die höchsten Vereinsfunktionäre, vermutlich in Absprache mit dem Busführer, die Klimaleistung in den vorderen Bereich trimmten, waren die im hinteren Bereich aufhaltenden Tolitäten samt Gefolge bald in Schweiß gebadet. 
Ihre Tolität ,die Prinzessin aus der Altstadt, versuchte sich dadurch abzulenken, dass Sie Ihr brandneues Flaggschiff koreanischem Telephoniegerätebaus zückte. Mit Beben in der Stimme sagte Sie andächtig „oh mein Samsung S9“. Auch die Umstehenden starrten sofort wie gebannt auf dieses faszinierend schimmernde Gerät. „Wenn man bei aktivierter Fotofunktion mit der Hand winkt, dann macht es automatisch ein Selfie“….sagte Sie, mit Stolz in der Stimme. Und sofort führte Sie dieses Manöver tatsächlich, inmitten der umstehenden Zeugen aus.
„Ein Wunder“ sagten Sie, und Ehrfurcht stand in den weiterhin schwitzenden Gesichtern. Doch plötzlich kam Panik auf. Bei den nachfolgenden Selfieaufnahmen versagte aus unbekannten Gründen die koreanische Technik. Das Wunder wollte sich nicht wiederholen. Die Prinzessin winkte, auch der Prinz winkte mit. Einer nach dem anderen des Gefolges stimmte mit ein und bald winkte der ganze Bus. Der Busfahrer konnte nur mit Not den einsetzenden Schlingerbewegungen des Fahrzeugs ausgleichen. Gott sei Dank löste der störrische „Koreaner“ dann doch aus und alle nahmen wieder befriedigt und abgelichtet Ihre Plätze an Bord ein.
 
Aber es kam noch dramatischer. Die Stewarts Frank und Dirk begannen an die Jüngsten, Getränkepacks einer angesehenen Eppelheimer Firma auszuteilen. Weiterhin gab es Bier und „Äppler“. Tomatensaft wurde trotz mehrmaliger Aufforderung dagegen nicht ausgeteilt.
Was bei diesem Getränkekonsum absolut nicht mit einkalkuliert wurde, ist die Tatsache, dass in Regionalbussen, auch wenn Sie für den Gefangenentransport umgebaut wurden, in der Regel keine Toiletten verbaut werden.
Dies führte bei den kleineren und kleinsten „Rittern“ zunehmend zu Ungemach. Der Ruf nach Spontanstops wurde lauter. Zwischenzeitlich hatte man jedoch die Dauerstauzone um den Pragsattel erreicht. Ein Parkplatz war nicht in Sicht. Es spielten sich nun bis zum Eintreffen des Busses an der Wilhelma dramatische Szenen ab.
Mit quietschenden Reifen kam der Bus kurz hinter einem an dem Zoo befindlichen Kontrollpunkt zum Halten. Kinder und Eltern stürzten in wilder Stampede aus den Türen und nahmen Positionen hinter Büschen und Grünzeug ein.
Das war Zuviel, für Stuttgarts wichtigsten Wichtigmacher, welcher solche Zustände in und um seinen Kontrollposten auf gar keinen Fall duldet.
„Heee, fahret Sie den Bus do weg.“ „Wo kommet mir den do na?….wenn des alle macha täda!“ Es kam am Kontrollposten Wilhelma zu unschönen Szenen in unterschiedlicher Dialekte.
Doch dann war der Weg frei. Es ergoss sich ein Strom Hirschhorner Wissbegieriger in die Botanisch-Zoologische Lokalität. 
In unterschiedlichen Gruppierungen ging es dann durch die Wilhelma. Manche Attraktionen erzeugten unterschiedliche Emotionen bei den Besuchern. Während das Insektarium bei manchen ein Jucken und Kratzen sowie einen beschleunigten Durchmarsch erzeugten, waren die Gehege mit Tieren mit Fell deutlich beliebter. Ähnlich erging es Tiergruppen mit Schuppen und/oder länglichen Körperformen. Solche Zonen wurden im Schnelldurchlauf besichtigt. Die Sonne stand nun im Zenit und die Hitze in der Schwäbischen Metropole war zwischenzeitlich unerträglich. Zum Glück war um 14:00 Uhr ein Zusammentreffen am Restaurant Nähe Streichelbauernhof eingeplant. Doch oh Schreck die Außentische standen alle in der Sonne. So mancher suchte somit Schutz unter der vorgelagerten Linde, ohne jedoch auf die aus dem obersten Geäst dringenden „GurGur“ Geräusche zu achten. Dies wurde einem Mitreisenden kurz darauf zum Verhängnis, als Zentimeter am Weizenbierglasrand vorbei, sich eine grünweißliche Flüssigmasse ergoss und Ihren Platz auf dem Oberschenkel fand. IIiiihhhh Taubenalarm kreischte es allenthalben. Doch der Schreck war nur von kurzer Dauer und die Mannschaft orderte wie wild schwäbische Kulinarik den Speiseplan rauf und runter. Von der schwäbischen „Roten“ über „Lensa“ bis zu „Spätzle in Soss“ waren alle Klassiker zu haben. Derart gespeist trennten sich die Gruppen wieder um Ihren unterschiedlichen Interessen nachzugehen. So ging der Tag dann schnell zur Neige und von der Rückfahrt kann ich nichts berichten, weil ich an meinem Fensterplatz eingeschlafen bin. Mit einem gemeinsamen Fototermin vor unserem Gefangenentransporter ging dann dieser phänomenale und denkwürdige Vereinsausflug 2018 zu Ende. Um viele Erfahrungen reicher Ihnen anbei noch ein närrischer Rat:

 

Lehnst du dich an die kühle Rinde
Einer vogelverseuchten Linde
Verweilst im Schatten mit Glas oder Tasse
achte stets auf die grünweiße Masse

 

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