Männerballettausflug 2019 nach Düsseldorf
Es war das Morgengrauen am Tag der Deutschen Einheit, als sich das beste Männerballett des CGHR am Bahnsteig 2 Richtung Heidelberg traf. Diesem Akt war eine monatelange Planung vorangegangen, welcher hauptsächlich von einer Einzelperson aus der Starkenburger Straße dominiert wurde. Wir nannten ihn den "Organisationsbär" oder wegen seinem ausgeprägten Hang "Schnäppchengelegenheiten" in die Reise einzubauen, auch den "Spardörk".
Bis auf einige wenige "Zauderer" waren fast alle seinem Ruf gefolgt. So begann die Reise mit der S-Bahn bis HD und weiter mit dem IC über Mannheim ins Rheintal. Die weiten Prärien zwischen Mainz und Bad Kreuznach gingen abrupt in die Schluchten des Rheintals über. Wir fuhren in eine einzigartige, märchenartige Flusslandschaft. Betäubt vom atemberaubenden Anblick der Loreley wollte ich die Reaktionen meiner Beifahrer einfangen.
"Hey du ….., gib mir auch was von den Käsewürfeln! Hat es noch Brezeln?" Diese kulturlosen Banausen hatten nur Blicke für den Snackkorb unseres Organisationsbär's. Kurz nach Bonn kam es dann doch noch zum Austausch mit landschaftlich Interessierten: "Woisch, des hier ist die unterrheinische Hochebene, die solltest keinesfalls mit der oberrheinischen Tiefebene verwechseln….". Mit zahlreichen solcher Sprüche verflog die Zeit und wir fuhren im Hauptbahnhof in Düsseldorf ein. Dort hatte unser "Dörk" eine Überraschung angekündigt. Und tatsächlich, da stand seine Tante Rosie, uns empfangend, mit einem weiteren Snackkorb am Bahnsteigrand. Die Tante Rosie, gebürtig in Hirschhorn, zog vor vielen Jahren der Liebe wegen nach Düsseldorf und nutzte jetzt die Gelegenheit, uns als "Überraschung" das erste Altbier und Mettbrötchen zu servieren. Danach übernahm sie die Führung und leitete uns zu unserem Hotel in der Düsseldorfer Innenstadt.
Besonders Clevere unter uns, hatten sich über die Gepflogenheiten in der Altstadt informiert und kalkulierten laute alkoholgeschwängerte Nächte in ihre Zimmerbelegungspläne ein.
"Hach, zwecks Lärmreduzierung, nehmen wir die Suite im obersten Stock", verkündete mein Zimmergenosse. Die Entscheidung wurde notariell fixiert und wir machten uns auf in unser 3-tägiges Domizil. Dummerweise hatte man, als man das Hotel vor langer Zeit errichtete, noch keine Erfahrung in der Einkalkulation von Fahrstuhlschächten ins mittelalterliche Fachwerk, so dass wir den beschwerlichen Weg mit vollem Gepäck die gewundene Treppe entlang antreten mussten. Ohne Sherpas war dies ein mörderisches Unterfangen. Links und rechts der Treppe lag verlassenes Gut sowie Koffer, die von gescheiterten Aufstiegen vergangener Hotelgäste zeugten. Doch kurz vor Sonnenuntergang kamen ich und mein Kamerad "unterm Dach" an.
Die Luft war kühl und dünn, so dass wir uns sofort wieder an den Abstieg machten, da nun auch die organisierte Stadtführung anstand.
Diese endete für Einzelne jedoch bereits bei der ersten Sehenswürdigkeit. Dem "Et Kapüffke" was frei übersetzt sowas wie "Hörnchen" bedeutet, denn in diesem Etablissement wird Hochprozentiges ausgeschenkt. Dieses heißt "Killepitsch", was wir zu zweit, die Stadtführung verlassend, sofort orderten. Leider mussten wir beide dringend, aus hier nicht näher beschriebenen Gründen, in ein Etablissement im Etablissement. Das bedeutete das teure, bereits auf den Tresen stehende Kräutergetränk unbeaufsichtigt stehen zu lassen.
Geht gar nicht" dachte ich und sprach die mit einem Südakzent sprechenden Tresennachbarn an. Diese Südmenschen sind aus meiner Erfahrung besonders vertrauensvolle Personen. Und tatsächlich übernahmen sie die Oberaufsicht. Dann gab eines das andere, und wir fanden uns mit den neuen trinkfreudigen Freunden kurze Zeit später im "Uerige" wieder. Dies ist die bekannteste Altbierkneipe in Düsseldorf und geht auf einen missgestimmten Wirt, "der Uerige" zurück. Dort bekommt man ständig neues Altbier auf den Tisch gestellt bis entweder die Fässer leer, der Kunde unterm Tisch liegt oder man es schafft einen Bierdeckel aufs Glas zu legen. Von diesem schönen Ort sowie unserem Kumpel "Massimo, der Reutlinger Modemanager mit familiärer Bindung in die Friseurszene", mussten wir uns abrupt verabschieden, weil uns ein ausgesandter Einmann-Suchtrupp zum Abendessen abholte. Dies nahmen wir in Form von Schnitzeln bei unserem Wirt (Tim Mälzer) im Hotel ein. Danach stürzte sich das Hauptfeld des besten Männerballetts des CGHR in die Düsseldorfer Nacht.
Das bereits erwähnte "Killepitsch- Team" hatte jedoch bereits genug Abenteuer erlebt und nahm mit "Bübles Weizenbier" eine strategische Position am Stehtisch vorm Hotel ein. Kaum in Stellung waren wir mit einem orientierungslosen Genossen konfrontiert. Das Gespräch aus dem Gedächtnisprotokoll geht in etwa so:
Er: "Hey ihr, ihr müsst mir helfen, ich such den Kitzler"
Wir: "Nee nee, Kitzler gibt’s hier nicht, es gibt nur 10m weiter das "Kürzer"
Er: „Ich brauch zwar den Kitzler, aber ihr seid lustig. Ich bin der Enno aus Osnabrück. Wir haben eine Hühnerfarm mit 3640 Hühnern“
Ich: „Gibt es da auch Hähne?
Er: „Ja ein paar (lacht)……... aber nur wegen dem Betriebsklima“
Nach weiteren Informationen, dass er gezwungen war Elektrotechnik zu studieren, weil sein älterer Bruder den Hof übernimmt, verschwindet "Enno der enterbte Hühnerbauer" im Dunkel der Düsseldorfer Altstadt. Nach einem weiteren Aufstieg im Treppenhaus, weit über die Baumgrenze, fallen wir in einen unruhigen Schlaf.
Freitag! Es steht Großes an. "Dörk" hat uns eine Passage auf der "Weissen Flotte" gebucht. An der Pegeluhr ist Treffpunkt und wir schlittern rutschend die glitschigen, weil regennassen Landungsbrücken, zu unserem Traumschiff hinunter. Das Personal ist freundlich, aber vollständig gebürtig aus Papua Neuguinea. Von Hans Albers keine Spur…Naja dafür gibt es Freibier bis zum Abwinken. Dies ist auch dringend notwendig, weil eine der Hauptattraktionen der an der Anlegestelle mündende Fluss "Düssel" ist, welcher im strömenden Regen einen besonders verkümmerten Eindruck hinterlässt. Gar jämmerlich im Betonkanal eingezwängt, fließt hier der namensgebende Fluss in seinen 1000-fach größeren Kumpel Rhein. Sollten Flüsse Minderwertigkeitskomplexe entwickeln, dann ist dieser gesichert, ein Fall für die Psychiatrie. Dann kommt mein Freibier…das Weizenglas war in einem früheren Leben voraussichtlich eine Blumenvase, an der Innenfläche hängen ungesund aussehende Gasbläschen, der Schaum ist mit roten Schlieren durchzogen (Blut von vorherigen Passagieren?) und in der Flüssigkeit schwimmen lustige kleine Gegenstände. Mein Überlebenswille siegt und mein Bier geht zurück. Ich nutze die Zeit und bringe einigen Hirschhornern das "Binokelspiel" und somit ehrlich schwäbisches Kulturgut bei.
Am Bug kommt jetzt in der Gischt Königswerth, unser heutiges Tagesziel in Sicht. Dabei handelt es sich um eine alte Festungsanlage, die das Düsseldorfer Altbier vor den heranstürmenden durstigen Kölnern, schützen sollte. Die Kölner trinken bis heute weiter ihr Kölsch, was für die Qualität der Mauern spricht. Wir umrundeten das Gemäuer und gingen zum Mittagstisch. Dann wurde es merkwürdig. Holger trank sein Weizenbier nicht leer, ein hoher Hirschhorner Regionalbeamter wurde ganz bleich im Gesicht und einer unser "roten" Zwillinge wurde noch röter wie sonst üblich. Der Fluch Montezuma's, bzw. hier Hans Alber's, hatte zugeschlagen. Die Weisse Flotte ließ grüßen.
Wie einst beim großen chinesischen Marsch, verloren wir beim Rückzug nach Düsseldorf Mann für Mann. Um weitere Risiken zu minimieren, teilte sich die verbliebene Gruppe nach dem Abendessen im Brauhaus in einzelne Splittergruppen. Ich schloss mich der gesitteteren Gruppe an, welche noch zu einem Weißbier an den Rheinterrassen vorbeischaute. Dort versah "Ming", der bayrische Vietkong von der Weissen Flotte, seinen Bardienst. Nach weiteren Stationen fand man spät in der Nacht in der "Pizzaecke St. Andreas" wieder zusammen. Vor dem Zubettgehen dachte ich in einem sozialen Anfall an meinen wegen "Hans Alber's Rache" zurückgelassenen, schlafenden Stubenkameraden. Überrascht musste ich feststellen, dass nicht Jedermann vor Begeisterung sprüht, wenn man ihn um 2.30 Uhr schlafend eine heiße "Calzone" unter die Nase schiebt. Banause!
Samstag: Der Tag beginnt mit einem leckeren Krimi-Frühstück. Vor dem Café entfaltet sich die Exotik der Großstadt. Erst wild gestikulierende Passanten, dann kommt ein etwas dickerer Mann in unser Blickfeld. Er sieht die Gestikulierer und beschleunigt Richtung „Pizzeria Lupo“. Mir stockt der Atem. Die Gestikulierer haben ihn erkannt und schwärmen wie ein Rudel Wölfe aus. Sie stellen ihn. Es fliegen die Fäuste. Mir fällt das Marmeladebrötchen aus der Hand. Da! Es kommt die Security. Zwei Muskelberge prügeln nun ebenfalls auf den "Dickeren" ein. Jetzt trifft auch noch ein Polizeikommando mit Blaulicht ein. Der Mann ergibt sich der Übermacht und lässt sich ohne Gegenwehr abführen. Die Gerechtigkeit hat gesiegt und wir bezahlen nun das Frühstück, um den letzten Tag nach freier Verfügung zu gestalten. Mein genesener Stubenkamerad und ich gehen zum Shopping in die berühmte "Düsseldorfer Kö". Das ist die Königsallee und ist um das zu verdeutlichen, in etwa das Pendant zur Hirschhorner Shoppingmeile zwischen NKD und Edeka. Am Nachmittag begann die Rückreise mit dem IC. 20 Minuten vor Mainz, erhob ein mitreisender (nicht mitreißender) hoher HH Regionalbeamter die Stimme und hielt mir einen Vortrag über Kontrolle und Gelegenheitsrauchen. Selbiger verschwand, von seiner rothaarigen Leibgarde sowie einer Mitreisenden begleitet, mit meiner Schachtel "Gauloises" begierig auf dem Mainzer Bahnsteig. Ein ebenfalls Mitreisender HH Physiotherapeut war der Meinung er hätte gehört, der bereits 20 Minuten verspätete IC hätte dort 7 Minuten Aufenthalt. Oh Wunder, dem war nicht so! Und so setze der Rest des Männerballetts ohne die verblüfften "Gelegenheitsraucher" die Reise ohne nennenswerte weitere Komplikationen fort. Und lange schallt 's in Mainz da noch "Gelegenheitsraucher, sie leben hoch"!
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